Weyher. Mit vielen seiner Kollegen ist sich Michael Möwes einig: die geologische Vielfalt in den Weinbergen rund um das südpfälzische Weyher ist so groß wie an nur wenigen anderen Stellen in der Pfalz. Buntsandstein, Rotliegendes, Schiefer, Granit und Kalkmergel, all das liegt eng beisammen, prägt vor allem Rieslingweine. Und denen gilt das Augenmerk des Weingutes ganz besonders. In den späten 60er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts hat sich die Familie auf den Weinbau konzentriert. Senior Rudi Möwes, der sich seit 20 Jahren die Betriebsführung mit seinem Sohn Michael teilt, war es vor mehr als vier Jahrzehnten zu eng geworden im Dorf. Er siedelte aus: dorthin, wo keine Häuser den Blick über die Rheinebene Richtung Odenwald versperren. Zehn Hektar bewirtschaften die Möwes derzeit, mehr als die Hälfte ist gepachtet. „Unser Fokus liegt eindeutig auf dem Riesling“, sagt Michael Möwes und schließt dabei gerne Eva Herrbruck ein, eine junge Winzerin, die nach ihrer Ausbildung im Weingut blieb und sich heute mit dem Junior die Arbeit im Keller teilt. „Bei uns ist das Team der Star“, vermerkt der 46-jährige Chef des Hauses. Und zur Crew gehören seit Jahren immer auch Auszubildende. Beide Kellermeister probieren gerne Neues. Etwa in der ausschließlich von Möwes bewirtschafteten Einzellage Pfarrgarten Granit. Die Trauben von dort werden mal mit Reinzuchthefen vergoren, mal ganz spontan. Und beide Weine, das macht das Kellerduo stolz, können sich schmecken lassen. Wichtig ist ihnen, den Boden draußen im Weinberg zu schonen, nicht zu verdichten, um so eine „intakte Basis“ für ihre Weine zu schaffen. Fast die komplette Ernte wird von Hand gelesen, versichert die junge Kellermeisterin und erzählt von Senioren aus dem Dorf, die seit Jahren mithelfen. Was die Familie so besonders macht? Gerne greifen sie auf den reichen Erfahrungsschatz von Generationen zurück und versuchen gleichzeitig, nicht die Augen vor neuen Möglichkeiten zu verschließen, die es heute im Weinbau gibt. Das Entlauben draußen ist längst Selbstverständlichkeit, auch in der Steillage Burrweiler Altenforst. Dort wie in den anderen Weinbergen ist es das Ziel, sortentypische, gleichzeitig unverwechselbare Weine zu produzieren. Dabei unterstreicht der Senior: „Jedes Jahr ist anders.“ Hier gelte es, individuell zu reagieren. Schönungsmittel sind aus dem Keller verbannt, seit fast zwei Jahrzehnten auch jegliche Herbizide aus dem Weinberg. Wichtig ist ihnen, den Weine n eine persönliche Handschrift zu geben. Sie sollen einen langen Atem haben, sprich: Entwicklungspotenzial. Mehr und mehr, erzählt Michael Möwes, setze er gerade im Keller auf ein „kontrolliertes Nichtstun“. Neben dem Riesling, der im Sortenspiegel den Platz ganz oben einnimmt, folgt nach südpfälzischem Usus der Weißburgunder. Einen festen Platz hat freilich auch der Spätburgunder. Alle Möwes-Weine sind nach VDP-Vorbild in Gutsweine, Ortsweine und Lagenweine klassifiziert. Etwa die Hälfte ihrer rund 70.000 Flaschen, die es jährlich zu vermarkten gilt, werden quer durch die Republik verschickt oder auch direkt ausgeliefert. Der Hofverkauf liegt aktuell bei etwa 30 Prozent, wobei die Veranstaltungen im Ort oder auch auf dem eigenen Hof ihre Wirkung auf den Weinabsatz nicht verfehlen. Den Jahresumsatz beziffert Michael Möwes mit gut 350.000 Euro. Froh ist er, dass ihn sein Bruder Andreas vor allem bei vielfältigen Marketing-Anstrengungen immer wieder unterstützt. So leitet er auch die geologischen Weinbergsexkursionen für Kunden und Seminarteilnehmer. Über eine Betriebserweiterung denkt Michael Möwes nicht nach. Viel wichtiger ist ihm, in den kommenden Jahren an der Qualität seiner Rotweine intensiv zu arbeiten, deshalb in Holz zu investieren. Auch will er das Gutspotenzial, sprich: die Lage des Anwesens, weiter ausschöpfen und neue Akzente setzen.
Preisbeispiel
2017er Gelber Muskateller, Ortswein, Kalkmergel, trocken 7 Euro.